Ratz-Fatz!

Schaut man/frau derweil in die Tageszeitungen – und in die Hinterhöfe – kann einem/einer schon ein wenig gruseln vor der heimischen Tierwelt. Nicht etwa gelegentlich vorbeischnürende Wolfsrudel, nachtaktive Waschbärbrigaden oder wühlende Wildschweinrotten, Fuchs- oder Marderbesuche sind gemeint, sondern der Aufmarsch grausig-grauer Horden von Rattus Norvegicus, der gemeinen Wanderratte, die unsere viel kleinere und dunkel gefärbte Hausratte Rattus rattus domesticus fast schon ins „Nüüüdliche“ verdrängt hat und auch Kampfkatern und Foxterriern gelinden Ärger bereitet. Ihre Pestflöhe sind zwar schon vor Jahrhunderten ausgestorben, aber irgendwas bleibt ja immer.

Kaltes Buffett
Doch diese skandinavische Invasion hat nichts mit der antiken Völkerwanderung zu tun, sondern mit der Cleverness dieser intelligenten, wasser-affinen, aber bei den Menschen verhassten Großmäuse – und mit der Blödheit der Exemplare des vorgenannten HomoSapiens. In Osnabrück haben sie (die Ratten) anscheinend den Schinkel und größere Teile der Wüste übernommen – infolge von Haufen von Müllsäcken, Abfallbergen und Kompostanlagen – wahrscheinlich ohne sich was Böses dabei zu denken (die Ratten) bzw. überhaupt was zu denken (die Menschen). Wenn Sie sich einmal in so einen Ratz versetzen wollen, der jeden Tag in Haufen von gelben Säcken, sprich. bestem kalten Buffett dinieren kann, da wären Sie doch sicher auch mit der ganzen Familie am Orte.

Schöner essen
Nun sollten wir Georgsmarienhütter aber nicht höhnisch auftrumpfen. Wenn im Schinkel etliche Wohnbereiche mit zu kleinen bzw. zu wenig Abfalltonnen und darum gruppierten Müllsäcken existieren, heißt das nicht, dass es hier im Städtchen besser aussieht. Täglich hört man/frau(s) auch hier: Ratten – Pestilenz – Gift her – Totschlagen! Das Problem wuselt also auch in GMHütte. Und auch hier ist bisher jede öffentlich-rechtliche Maßnahme dagegen vertane Liebesmüh. Denn wo man/frau auch hier entlanggeht: Verstreuter Hausmüll, ungeschützt gelagerte gelbe Säcke und faulig stinkende Komposthaufen und das nicht nur in den Bereichen Alte Kolonie, Berliner Straße, Danziger Straße usw., wie gern (ohne jeden Beleg) gemutmaßt wird. In ganz GMHütte wetzen nicht nur nachts die grauen Langschwänze zum Essenfassen aus den Gullis über die Straße und/oder freuen sich drauf, dass in die Abwasserkanäle wieder Zentner von Rest-Kartoffelsalat, Nudelsuppe oder Bircher Müsli gespült werden. Somit trägt an diesem Ärgernis nicht primär die Rattatouille (oder die Stadtverwaltung) Schuld, sondern die Gedankenlosigkeit jener Menschen, die ihre Essensreste lieber mittels Klospülung oder durch Abwurf der gelben oder sonstigen Tüten in den Hof vergessen möchten – aus den Augen, aus dem Sinn, das „Ratpack“ dankt es ihnen.

Selt’ner Besök
Ich hab ein ganz kleines Gärtchen. Ein Bächlein ist rund 100 m entfernt. Einmal im Jahr, im Sommer meistens, kommt abends auch zu mir eine dieser fetten Wanderratten gehoppelt, sogar bis auf die Terrasse. Sie hockt dann da, guckt mich mißtrauisch an, schnüffelt, knabbert mißmutig an ein-zwei leeren Schalen vom Vogelfutter – und macht sich mit ihrem dicken Hintern wieder durch Glockenblumen und Rosen vom Hof. Bis zum nächsten Jahr. Ja und? Leben und leben lassen. Klar könnten die Nager alles mögliche Unangenehme auf uns übertragen. Aber wer schmatzt und knuddelt diese Viecher denn? OK -: solls auch geben; wie früher Jungmädchen einen Wellensittich geherzt haben, so knuddeln heute manch Girlies und Bürschis ihr weißes oder bunt gescheckten Klon-Rättchen. Aber wir sind ja nicht mehr in Pestzeiten. Und Rotkäppchen wird auch nicht mehr vom Wolf gefressen. Eher umgekehrt.

Trockenlegung
Egal: der Ratz hat kein’ Platz! Dann lasst uns einfach die ratt’schen Futterplätze austrocknen, ob in Alt-GMHütte oder auch in Harderberg und Oesede. Und Holzhausen. Holsten-Mündrup. In Kloster sowieso! Drum keine einzige Nudel mehr in die Kanalisation! Kein Schnitzelrest mehr in die Botanik! Keinen Döner in den Straßengraben! Yoghurtbecher gehören in den gelben Sack, und jeder gelbe Sack in den Container oder Sammelbehälter und nicht in die Hofecke. Der Ratz geht nur dahin, wo es was zu holen gibt. Der Ratz ist nämlich clever – wie wir. Manchmal denk ich: noch ein wenig cleverer.

Klaus Schafmeister