City. Innenstadt. Zentrumsfähig?

Immer, wenn die Adventstage anstehen und Weihnachten naht, mag man/frau glauben, dass sich die GMHütter Hoffnungen auf ein quirliges Stadtzentrum doch noch erfüllt hätten. Da wachsen kleine Fußgängerzonen und pittoreske Hexenhäuschen mit Glühwein und Currywurst aus dem Boden und eine überdachte Glitschbahn und natürlich die zünftige Flötzinger Alpe. Schön – dies „Zentrum“ sieht direkt mal wie eins aus. Ein wenig kitschig – aber pittoresk und endlich mal ein Ansatz! Auch wenns nur ein paar Tage sind, jedes Jahr aufs Neue.

Zukunftsorientierter Plattenbau
Ansonsten stehts eher mau mit „zukunftsorientierter Zentrumsplanung“ – was Wunder?! Keine der x-fachen Überlegungen, die den Oeseder Ortskern „zentrumsfähig“ bekommen sollten, wurde umgesetzt. Keine der immer wieder angezettelten, x-fachen Städtebau-Wettbewerbe in Sachen

Stadtkernerneuerung, -umgestaltung samt Verkehrs- und Parkplatzneubewertung wurden realisiert – wohl, weil sicherlich nur Teufelskram dabei rausgekommen ist, ideologisch fragwürdig – und immer viel zu teuer. So steht heute nicht nur der Verkehr gelegentlich still, sondern auch – nicht zuletzt durch die latenten Nichtentscheidungen des Stadtrates – immer noch die verschlissenen Konglomerate dörflicher Altbauten ums Rathaus herum. Dieses und zwei-drei andere nordöstliche Mehrgeschoßbauten aus den 80er-90gern sind von vorgenannter „zukunftsorientierten Stadtplanung“ geblieben. Und der Blick des geneigten Beobachters schrammt an ein paar einzelnen (verklinkerten) Plattenbauten aus den 80ern und 90ern entlang, bevor er sich endgültig zwischen Staubteufeln und Steppenrollern auf den staubigen Weiten der immensen (kostenfreien!) Parkflächen gen Osten verirrt – frühmorgens gar vor LKW-Silhouette mit Morgenrot.
Aber was soll das Gejammer? Selbstverständlich hat die Stadt bzw. Oesede ein quirliges Zentrum! Es befindet sich nur nicht da, wo einst angedacht, also nicht ums Rathaus herum (da gibts nur das Park-Zentrum!) oder an der Oeseder Straße – sondern nordöstlich an der L95, und es beinhaltet die Flächen „Am Thie“ samt altem (und natürlich auch neuem) Edeka-Markt bis hin zur Schienentrasse des Haller Wilhelm und der „Alten Seilerei“. Trotz des satten Platzangebotes zeigte sich jedoch eine anständige Fahrradweglösung im wahrsten Sinne des Wortes als „verbaut“. Aber man/frau kann schließlich nicht alles und das sofort haben!

Wer meckert hier?

Über die architektonische Ausprägung könnte man/frau ebenfalls streiten – der eine spricht von mutig-moderner, merkantil geprägter Zweckarchitektur, die andere von langweiligen Bau-Klötzen in Schweinestallverblender-Optik, der dritte von Gigantismus auf dem Dorfe – womit wohl der gerade entstehende mehrgeschossige Supermarkt/Büro-/Praxis-/Wohnbau gemeint sein soll, der – gefühlt – allein schon die Hälfte des Zentrums ausmachen wird. Jedoch: ist solch gehobene Kubatur nicht genau das Volumen, was die Stadtväter und -mütter sich immer schon vorgestellt haben? Will hier etwa einer gegen den Fortschritt, das städtische Selbstverständnis und das architektonische Fortkommen des Ortes meckern?
Und wenn auch das „Am Thie“ aufstehende, schmucke, denkmal-geschützte Fachwerkhaus nunmehr halb im Stahl- und Glaspalast des Neubaus steckt, wie eine Robbe, die offensichtlich gerade von einem Hai gefressen wird – irgendwer vom Stadtrat, vom Landkreis, von der Baudenkmalsbehörde oder vom Investor wird sich ja dabei wohl was gedacht haben! Oder wie?
RFG